Am Beginn des Tages wurde ein spannender Vortrag von Heinz Wegerer, einem Mitarbeiter von Hilfswerk International und Ärzte ohne Grenzen, gehalten. Die beiden Fragen, mit welchen sich die Schüler:innen beschäftigten, lauteten: „Was passiert, wenn kein Frieden herrscht?“ und „Wie wichtig ist Frieden?“. Im Zuge dieser Veranstaltung wurden mehrere Videos von Opfern des Ukraine-Krieges gezeigt. Unter anderem haben Menschen über ihre Fassungslosigkeit und auch Hilflosigkeit aufgrund des Krieges berichtet. Besonders interessant für die Zuhörer:innen war, dass Heinz Wegerer das Geschehen in der Ukraine selbst miterlebt hat, da er mit einer Hilfsorganisation vor Ort war. Einen Gänsehautmoment gab es, als Herr Wegerer den Luftalarm, der mehrmals täglich in Städten beziehungsweise Orten der Ukraine ertönt, eingespielt hat. Die Teilnehmer:innen wurden auch über die Geschichte der Ukraine informiert und man bekam einen sehr guten Gesamtüberblick. Wegerer hat den Schüler:innen auch sein Einsatzgebiet in der hart umkämpften Ostukraine gezeigt und spätestens ab diesem Moment wurde klar, in welche Gefahr er sich mit der Hilfsorganisation Hilfswerk International eigentlich begibt. Was diesen Vortrag besonders gemacht hat war, dass den Schüler:innen Kriege, insbesondere den Ukraine-Krieg, aus einer ganz anderen Perspektive nähergebracht wurden. Die vielen kurzen Videos über diesen Krieg gaben Einblicke in das Leben von den Betroffenen und die Zuhörer: innen begannen, ihr Leben im Frieden mehr zu schätzen. Die erste Key-Message des Vortrags war „Im Krieg gibt es nur Verlierer“ und es wurde erzählt, dass sich die Leute in den Kriegsgebieten und auch die Flüchtlinge fühlen, als ob in ihrem Leben jemand auf einen Pausenknopf gedrückt habe, da ihre Häuser und auch ihre Lebensgrundlagen zerstört wurden. Die Menschen in den Kriegsgebieten konzentrieren sich nur mehr auf das Essenzielle beziehungsweise auf das Lebensnotwendigste und sie stecken auch manche ihrer Bedürfnisse zurück. Eine Sache, die man auf gar keinen Fall vergessen darf ist, dass manche Menschen gar nicht die Möglichkeit einer Flucht haben, da sie entweder zu wenig Geld haben, zu alt sind oder anderes. Die Menschen freuen sich sehr über die ihnen zugestellten Hilfspakete. Die zweite Key-Message lautete: „Auch im Krieg gibt es Regeln!“. Es wurde insbesondere auf das humanitäre Völkerrecht eingegangen und etwaige Kriegsverbrechen wurden auch besprochen. Heinz Wegerer hat auch von der Sprengung eines großen Staudammes in der Ukraine berichtet. Die Erzählung von der Versorgung der Bevölkerung mit dem dringend benötigten Trinkwasser hat das Publikum sehr mitgenommen. Beendet wurde der Vortrag mit einem Video, in dem eine ukrainische Frau sagte: „Ich will in Frieden leben ohne Krieg, ich will einfach Frieden“.
Im Laufe des Vormittages fand auch der Workshop „What school would be like if you were born in Kathmandu” statt. Frau Sunuwar aus der Partnerschule des BORG Linz in Nepal hat den Workshop geleitet und gab den Teilnehmer:innen einen persönlichen Einblick in den Schulalltag und Tagesablauf an einer Schule in Kathmandu. Dieser ist deutlich anders als jener am BORG Linz. Beispielsweise gibt es dort jeden Tag eine morgendliche Versammlung, bei der ein Gebetslied und die Nationalhymne gesungen wird.
Reden für den Frieden war auch ein gut besuchter Workshop, in dem die Schüler:innen ihre selbstgeschriebenen Reden zum Thema Frieden vortragen konnten. Es waren sehr gute Ansätze zum Thema Frieden und Frieden selbst als Begriff wurde unterschiedlich interpretiert. Nach den Reden gab es kurze Diskussionen und das Klima in diesem Workshop war sehr angenehm. Einer der Organisator:innen des Workshops, Professor Gärtner, gab ein kurzes Statement zur Frage „Wo geht’s hier zum Frieden?“ ab: „ Zunächst braucht man immer den inneren Frieden. Ohne inneren Frieden ist es schwierig, andere zum Frieden zu bringen. Das ist der erste Schritt. Frieden sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“.
Singen und Tanzen für den Frieden war ein kreativer Workshop. Die Teilnehmer:innen des Workshops dürfen im November 2023 bei dem UNESCO Concert for Peace 2023 „One World“ mitwirken. Dieses Konzert ist auch eine Weltpremiere. Mehr Infos zu diesem Event und zum Komponisten Sir Karl Jenkins gibt es auf der Webseite vom Brucknerhaus.
Makramee ist eine Knüpftechnik aus dem Orient und es wurde dazu ein Workshop angeboten. „Der Frieden geht über die Kunst, über die Kreativität, hin in die Ukraine, wo hoffentlich bald Frieden ist. Wir wollen mit Kreativität ein bisschen an Spenden sammeln, die dann in die Ukraine gehen. (Prof. Carina Derschl)
Beim Kreativ-Workshop ZusammenHäkeln – Crochet Coral Reef wurde ein aufschlussreiches Interview mit Professor Grünberger geführt: „ Zum Frieden geht es hier durch gemeinsames Arbeiten an einem ganz tollen Projekt, wo es nicht nur um Handarbeiten geht, sondern auch um gemeinsames Erstellen. Das wunderbare an dem Ganzen ist, dass das Ganze dann auch noch ausgestellt wird. Häkeln ist eine Tätigkeit, wo Kopf, Herz und Hand praktisch in Verbindung sind und genau durch das kann man auch zum eigenen inneren Frieden kommen. Nur wenn man den eigenen inneren Frieden in sich hat, dann kann man diesen auch weitergeben und nach außen verbreiten.“ Der Titel dieses Projektes lautet „An die Wolle“ und es wird im Herbst im Schlossmuseum ausgestellt.
Auf die kleinen Tierchen wurde beim UNESCO-Tag natürlich auch nicht vergessen. So wurden unter dem Motto „Alle unter einem Dach“ Insektenhotels gebaut, um auf die Wichtigkeit dieser kleinen Tierchen aufmerksam zu machen und ihnen ein schönes Heim zu bauen. Am Ende sahen die Insektenhotels gemütlich aus und die Bienen, Käfer und andere Insekten werden sich freuen!
Damit man sich auch mit sich selbst beschäftigen kann und selbst Wege zum inneren Frieden finden kann, wurde der Workshop „Techniken der positiven Psychologie“ angeboten. Dabei stand das Motto „Mit sich selbst und anderen zum Frieden kommen“ im Vordergrund. Es wurden 21 leicht umsetzbare und wirkungsvolle Techniken aus der positiven Psychologie präsentiert und die Teilnehmer:innen konnten viel mitnehmen.
Künstlerisch wurden Mandalas im Workshop „Bilder für den Frieden“ gemalt. Die Mandalas standen für den inneren Frieden, den die Teilnehmer:innen bei der Gestaltung der Mandalas erreichen sollten. Dieser Workshop wurde vor allem für die Schüler:innen außerhalb des Kunstzweiges angeboten, damit diese künstlerische Luft schnuppern konnten.Da der innere Frieden auch für Menschen in der Psychiatrie von großer Bedeutung ist und auch bei mentaler Gesundheit eine wesentliche Rolle spielt, beschäftigte sich eine Kleingruppe mit dem Thema „Menschen- und Patient:innenrechte in der Psychiatrie“. Es wurde zuerst ein kurzer Vortrag über Stigmata und Mythen und Klischees gehalten. Im Laufe des Workshops wurden Meinungen geteilt und Erfahrungen ausgetauscht.
Am Ende des Vormittages konnte man im Amphitheater des BORG Linz einer kurzen Theatervorstellung beiwohnen. Diese Vorstellung wurde erst am Vormittag in einem Theaterworkshop mit dem Titel „Vorhang auf für den Frieden“ von zwei engagierten Schülerinnen und ihrer Lehrerin, Prof. Karin Bauer, erschaffen und das Endergebnis konnte sich sehen lassen, vor allem auch weil das zahlreich erschienene Publikum inklusive Direktor Jürgen Eder tatkräftig mitwirken durfte.
Es wurden jedoch auch Workshops angeboten, die nicht am Schulareal stattfanden. So gab es eine Wanderung zur Diakonie in Gallneukirchen, Yoga im Körner-Park, einen Workshop im Innerversum in der Grand Garage, einen Tanz-Workshop und einen Kinobesuch.
Der Großteil der Schüler:innen der 7k, 7kl und 7n traf sich am Morgen des Unesco-Tages gemeinsam mit den Professor:innen Kasper, Koller, Oppolzer und Salcher im „Gelben Krokodil“ zum gemeinsamen Frühstück, um sich im Anschluss den Film „Die Kairo-Verschwörung“ des Regisseurs Tarek Saleh anzusehen. Es geht darin um die in der sunnitischen Welt als „Leuchtturm der Wissenschaften und der Gelehrsamkeit“ bekannte Al-Azhar Universität in Kairo. Der scheinbar unscheinbare junge Student Adam, Sohn eines Fischers, gerät in die Mühlen der Staatssicherheit, widersetzt sich Rekrutierungsversuchen der Muslimbruderschaft und leistet am Ende, aufgrund seines Wissens, seiner Willensstärke und seiner diplomatischen Fähigkeiten einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt des brüchigen Friedens in Ägypten. Dieser „Friede“ ist allerdings blutgetränkt und basiert auf einem System von Gehorsam, Unterdrückung und Überwachung. In der Auseinandersetzung mit dem Film begegneten die Schüler:innen einer Welt, die den meisten von ihnen unbekannt und fremd ist. Aber genau darum ging es ja auch am Unesco-Tag – sich mit anderen Lebensrealitäten auseinander zu setzen und sich auch mit Konflikten und Kontroversen zu konfrontieren.
Den gesamten Tag über fanden das Sprachen-Buffet und der friedlich-fröhliche Tauschflohmarkt statt. Beim Sprachen-Buffet wurden internationale Speisen angeboten und man durfte in vielen verschiedenen Sprache, wie zum Beispiel Ukrainisch, Tschechisch und Italienisch einkaufen. In den Sprachen Deutsch und Englisch durfte man allerdings nicht bestellen. Wienerisch war erlaubt. Auch der friedlich-fröhliche Tauschflohmarkt war ein großer Erfolg. Die Überbleibsel dieses Flohmarktes wurden an die Caritas gespendet.
Als krönender Abschluss des erfolgreichen UNESCO-Tages versammelten sich alle Schüler:innen am Sportplatz für eine gemeinsame Friedensbotschaft: Es wurde mit 400 Schüler: innen und Lehrkräften das Peace-Zeichen gebildet. Prof. Florian Paquor schoss mit einer Drohne ein Foto und das Gemeinschaftsgefühl am BORG Linz rückte in den Mittelpunkt. Direktor Eder hat zum Thema „UNESCO-Tag am BORG Linz“ auch ein Statement abgegeben: „Eines ist für mich vollkommen klar: Das BORG Linz steht für Vielfalt. Vielfalt nicht nur der Zweige, sondern Vielfalt der Menschen, die bei uns an der Schule sind, aus den verschiedensten Nationen, die miteinander ein Ziel verfolgen, nämlich sich selbst weiterzubilden und auszubilden und das sind wesentliche Faktoren, die auch die UNESCO vertritt. Je mehr Wissen ich habe, das fundiert umsetze und mir fundiert Informationen hole, desto besser kann ich mit der Realität umgehen. Wir haben so viele schulinterne Experten, so viel schulinternes Wissen seitens der Schüler:innen, seitens der Lehrer:innen, seitens der ganzen Schulgemeinschaft und das brauchen wir eigentlich nur abrufen. Das ist ein großes Unikum unserer Schule, dass wir uns aufgrund unserer Größe so vielfältig ausdrücken können, aber trotzdem gemeinsam den BORG-Spirit im Gesamten leben. Das ist für mich UNESCO.“
Genau diese Vielfalt, welche das BORG Linz als UNESCO-Schule auszeichnet, kam an diesem Tag besonders zur Geltung. Alles in allem war der UNESCO-Tag am BORG Linz ein voller Erfolg!