OÖN: Sie waren lange in der Band von Nigel Kennedy aktiv, standen mit Parov Stelar auf der Bühne - warum der Schritt in die musikalische Selbständigkeit?
Julian Buschberger: Ich war bisher der "Sideman", jetzt brauche ich aber eine neue Herausforderung. Zum ersten Mal singe ich auch selbst. Es sind sehr ehrliche, direkte und persönliche Nummern, die ich in den vergangenen Monaten geschrieben habe. Und ich bringe es nicht übers Herz, diese von jemand anderem singen zu lassen. Es gibt sicher viele Sänger, die besser sind - aber es hätte sich falsch ange-fühlt. Also muss ich selbst ran! Das Album erscheint 2020, bis dahin will ich die neuen Stücke live ausprobieren.
Klassik, RocknRoll, Electro-swing, in Ihrer Person ver-einen sich viele Stile. Auch in Ihren Stücken?
Total. Ein Beispiel: Vor einiger Zeit habe ich eine richtige Punk-Nummer geschrieben. Kürzlich habe ich die Akustische in die Hand genommen und den Refrain darauf gespielt. Da hab ich gemerkt: Das klingt ja auch schön, wenn man es nur halb so schnell spielt. So ist "Leaf In The Wind" entstanden. Ich arbeite auf der Bühne mit einer Loop-Station. Keine Angst, ich werde deshalb nicht zu Ed Sheeran! Vielmehr genieße ich die Freiheit, machen zu können, was mir gefällt. Das habe ich mir bei Nigel abgeschaut.
Inwiefern?
Die Klassik-Puristen haben Nigel furchtbar angefeindet. Ihm war das komplett egal. Er sagte nur: " Sei du selber, mach, was dir Spaß macht, spiel mit Überzeugung." Nur wenn sie direkt aus dem Herzen kommt, berührt Musik die Menschen. Musik sollte nicht viel mit dem Kopf zu tun haben, sondern aus dem Bauch kommen.
Was erwartet die Besucher bei Ihrem Konzert in St. Martin?
Der erste Teil wird solo und akustisch, die meisten Stücke stammen aus meiner Feder. Seit ich selbst Songs schreibe, habe ich mich viel mit Songwritern beschäftigt, die eine starke Message in ihren Songs transportieren, auch wenn sie nicht die allerbesten Sänger sind. Bob Dylan ist natürlich ein riesiges Vorbild, auch Noel Gallagher und Dave Grohl von den Foo Fighters. Die zweite Hälfte bestreite ich mit meiner Band. Da wirds auch Stücke von Led Zeppelin und Jimi Hendrix zu hören geben. Wobei mir der Begriff "Coverversionen" nicht gefällt, wir wollen ja keine Cover-Band sein. Das Wort "Interpretationen" triffts viel besser.
Ein Heimspiel ist für viele Musiker etwas Besonders. Auch für Sie?
Auf jeden Fall! Für dieses Konzert habe ich mir daher etwas Spezielles einfallen lassen. Zwischen den Stücken werde ich etliche Anekdoten aus meinem Musikerleben erzählen. Wie bist du zur Musik gekommen? Wie ists, in London auf einer großen Bühne zu stehen? All die Fragen, die mir die Leute beim Bäcker in St. Martin stellen, werden dann endlich beantwortet (lacht).
Ihre Lieblingsanekdote?
Eine Episode, die unterhaltsam ist - und mich selbst an Dinge wie Schicksal und Fügung glauben lässt -, ist jene, wie ich zum allerersten Mal auf Nigel Kennedy traf.
Wie kams zum Zusammentreffen mit dem Weltklasse-Geiger?
Ich spielte mit ein paar Freunden in einem Club in Straubing. Wir hatten unser Set beendet, als Nigel reinkam und sich beschwerte, dass keiner auf der Bühne steht. Also spielten wir noch ein paar Hendrix-Stücke. Danach wollte er meine Handynummer haben. Wochen später rief er an und fragte, ob ich in seiner Band spielen wolle. Das Timing war perfekt! Denn bei der Aufnahmeprüfung für Jazzgitarre an der Bruckner-Uni war ich kurz davor durchgefallen (lacht).