Als Vorbereitung auf den Lehrausgang hatte sich die Klasse im Religionsunterricht mit verschiedenen Inhalten rund um das Thema "Ungewollte Schwangerschaft - Abtreibung - Pränatale Entwicklung" auseinandergesetzt. Mittels eines Fallbeispiels und Aussagen zum Thema "Ungewollte Schwangerschaft und Abtreibung" näherten sich die SchülerInnen einmal persönlich an die Thematik an und versuchten in gegenseitigem Austausch und in Diskussion selber einen (ersten) Standpunkt zur ethischen Beurteilung zu finden. Eine Dokumentation bot Einblicke über die pränatale (vorgeburtliche) Entwicklung des Embryos und Fötus von der Empfängnis bis zur Geburt. Mittels Arbeitsblatt setzten sich die SchülerInnen mit der gesetzlichen Grundlage zum Schwangerschaftsabbruch in Österreich auseinander und machten sich mit der ethischen Beurteilung aus Sicht der katholischen Kirche vertraut.
In der Beratungsstelle
und was der Name "ZOE" bedeutet
In der Beratungsstelle empfing uns dann Frau Petra Sonnberger, sie ist hauptberuflich Hebamme im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz, Pränatal-Beraterin und diplomierte Sexualpädagogin. Seit 12 Jahren arbeitet sie als Beraterin bei ZOE. Sie stellte uns die Beratungsstelle ausführlich vor - sowohl was die inhaltliche Arbeit angeht als auch die verschiedenen Beratungsräume, die auch Platz bieten Kinder in die Beratungsstelle mitzunehmen.
Das Wort "ZOE" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Leben", ein passender Name für diese Einrichtung, weil Schwangerschaft und Geburt ja zentrale Abschnitte der menschlichen Existenz sind, in der es buchstäblich ums Leben geht. Sei es bei ungewollter Schwangerschaft, wenn Frauen/Paare sich vor die Entscheidung gestellt sehen, über Leben oder Tod des neuen Lebens zu entscheiden, oder wenn Eltern mit dem Ende der guten Hoffnung konfrontiert werden, weil sie bei einer vorgeburtlichen Untersuchung (Pränataldiagnostik) erfahren, dass ihr Kind eine schwere Behinderung oder Krankheit (wahrscheinlich) hat.
Was ZOE ist und zu welchen Themen Beratung angeboten wird
ZOE ist ein gemeinnütziger, überparteilicher und konfessionell unabhängiger Verein, den es seit dem Jahr 2000 gibt. Finanziert wird die Arbeit des Vereins durch staatlichen Förderungen, Spenden von FörderInnen und Benefizveranstaltungen. Jährlich gibt es derzeit rund 1.000 Beratungen, die in verschiedener Form geführt werden. Neben der herkömmlichen Beratung direkt vor Ort in den Räumlichkeiten von ZOE gibt es auch die Möglichkeit der telefonischen Beratung oder auch online über Email und Internet. Wenn gewünscht, kann die Beratung auch anonym stattfinden. Die Beratungen können kostenlos in Anspruch genommen werden.
Das vielfältige Beratungsangebot von ZOE umfasst folgende Bereiche:
Ungewollt kinderlos
Überlegungen zu einer Adoption
ungünstige vorgeburtliche Diagnosen
Schwangerschaftskonflikt
rechtliche und finanzielle Problemstellungen
ungewollte Schwangerschaften
Begleitung nach Abbruch
traumatisches Geburtserlebnis
Trauerbegleitung bei Fehlgeburt und Kindstod
Beraten heißt
In der Beratung ist zunächst einmal wichtig, dass den betroffenen Menschen zugehört wird, dass ein Raum geschaffen wird, in dem sie offen über ihre Gefühle und ihre Situation reden können. Von Seiten des Beraters/ der Beraterin ist größtmögliche Offenheit und Neutralität gefragt. Aufgabe des Beraters/der Beraterin Fragen zu stellen und den Betroffenen so zu helfen, dass diese zu einer für sie guten Entscheidung kommen, die wohl überlegt und durchdacht ist. Wenn ein Problem eine tiefere psychische Ursache hat, dann leitet der Berater/die Beraterin die betroffene Person auch an eine Therapiestelle weiter.
Dass ZOE die einzige Beratungsstelle mit diesem spezifischen Angebot in Oberösterreich und eine von nur drei Stellen in ganz Österreich ist, verwundert schon. Es wäre wünschenswert, wenn es weitere solche Beratungsstellen geben würde - hier ist die Politik gefragt.
Die SchülerInnen erlebten den Lehrausgang als sehr informativ und spannend, sie gewannen gute Einblicke in die Praxis einer Beratungsstelle.
Hier noch einige wörtliche Rückmeldungen der SchülerInnen:
"Der Vortrag war die meiste Zeit sehr interessant und man hat viele neue Infos bekommen."
"Ich nehme mit, dass es in Österreich extrem viele Abtreibungen gibt, ein Abbruch psychisch anstrengend ist."
"Dass es im Allgemeinen von den Krankenhäusern keine psychische Betreuung bei Abtreibung gibt, ist erschreckend."
"Ich nehme vom Lehrausgang mit, dass immer mehr werdende Väter ihre schwangere Frau in die Beratungsstelle begleiten."
"Es war für mich erschreckend zu hören, wie eine Abtreibung genau funktioniert."
"Es ist wichtig, mit Menschen über seine Probleme zu reden."
"Ich finde es schlimm, dass Frauen alleine die Abtreibung mit der Pille überstehen müssen."
"Beratung ist nicht gleich Therapie."
"Mir persönlich ist wichtig, dass man weiß, zu wem man gehen könnte, wenn man Hilfe benötigt."
"Ich finde es gut, dass Frauen, Männer, Paare gratis diese Beratung in Anspruch nehmen können."
"War eine gute Idee einmal zu sehen, wie die BeraterInnen bei ihrer Arbeit vorgehen und mit welchen Problemen Frauen (Paare) dort hinkommen."
"Ich finde es super, dass es eine solche Beratungsstelle gibt."
"Ich hoffe, dass wir noch einmal so einen Ausflug unternehmen."