Rony Herman lag auf dem Boden, bevor er in der Schauspielbranche Fuß fassen konnte. Seine erste Rolle als "Tatort"-Leiche auf dem kalten Beton einer Wiener U-Bahn-Station war der Beginn einer vielversprechenden Karriere. Von den Lesern der Zeitschrift "TV Media" wurde der Kleinmünchner mit großem Abstand zum Jungstar des Jahres 2017 gewählt. Im OÖN-Interview berichtet der gebürtige Israeli über schwierige Entscheidungen, eine Rolle als Neonazi und ein Zwiegespräch mit Al Pacino.
OÖNachrichten: Als erste Rolle eine Leiche spielen und dann gleich die eines Neonazis. Ist das nicht seltsam?
Rony Herman: Als Jude den Neonazi mimen, das klingt zunächst wirklich seltsam. Aber das ist halt mein Beruf. Und den musst du mit Freude ausüben können. Auch ein Nazi hat irgendein Gefühl, das ich selbst kenne und das ich nachempfinden kann. Das muss ich einsetzen, um die Person ehrlich wirken zu lassen. Schauspielerei hat immer auch einen persönlichen Charakter. In diesem Fall war es aber nur eine Leiche. Die muss nicht ehrlich sein (lacht).
Schauspieler werden - das klingt nach einem Kindheitstraum. War es das?
Eigentlich schon. Es gab da keinen Aha-Moment. Ich habe immer den Drang gehabt, mich auf die Bühne oder vor die Kamera zu stellen. Das haben auch meine Lehrer immer wieder leidvoll erfahren müssen. In der Schule habe ich gerne den Klassenclown gespielt. Nach der Matura hat sich dann natürlich die Frage gestellt, was ich machen soll.
Und die Entscheidung fiel auf ein Jus-Studium.
Genau. Aber das war nicht meins. Ich habe halt gedacht, ich muss was Gscheites machen. Aber mein Herz war immer bei der Schauspielerei. 2014 habe ich mir das eingestanden und habe den Schritt von Wien nach New York gemacht. Mein Bruder ist dort Anwalt, und ich konnte gratis bei ihm wohnen.
Seitdem sind Al Pacino und Robert Downey Junior Ihre Freunde?
Nicht ganz (lacht). Aber sie waren als Vortragende an meiner Schauspielschule und haben mir eine Menge beigebracht. Al Pacino hat mir im Gespräch die Augen geöffnet, was Schauspielerei wirklich ist. Eine Mischung aus Authentizität und Spontanität. Dazu eine große Portion Gefühl.
Spontan sein, wenn Sie eine vorgegebene Rolle haben?
Das geht gut! Ein Regisseur eines Theaterstücks hat mich in New York derartig aufgeregt mit seinen Anweisungen, dass ich mit dem Fuß gegen einen Sessel getreten habe. Er war so begeistert, dass er das in meine Rolle integriert hat.
Sie haben Rollen im "Tatort" und in "Soko Kitzbühel". Wie sehen Sie die Entwicklung der Branche?
Es gibt mehr Serien und Filme denn je. Mit Netflix und Co wird die Nachfrage nach guten Schauspielern immer größer. Mein Ziel ist es, mein Potenzial voll auszuschöpfen. Und ich weiß, da ist noch mehr drin.
Zum Abschluss die obligatorische Frage: Ihr Lieblingsfilm und Ihr Lieblingsschauspieler?
"Wolf of Wall Street", weil ich ihn nicht oft genug sehen kann. Mein Lieblingsschauspieler ist Marlon Brando. Ich glaube ihm jede Rolle, die er spielt. Genau das braucht es für einen guten Schauspieler.