Vier Söhne der Familie Langthaler mussten einrücken. Die Mutter versprach ihnen, jeden Tag in der Kirche um gesunde Rückkehr zu beten.
In der Nacht auf den 2. Februar 1945 brachen etwa 500 Häftlinge aus dem KZ Mauthausen aus. Die SS rief Soldaten und Zivilisten auf, die ausgebrochenen, so genannten "Schwerverbrecher" zu ermorden. Sie eröffneten eine grausame Jagd auf Menschen, die gefangen genommen und an Ort und Stelle hingerichtet wurden.
Am nächsten Morgen klopfte es an der Hintertür der Familie Langthaler. Die Mutter öffnete und ein Mann, der sich als Dolmetscher ausgab, bat um etwas zu essen. Maria ließ ihn sofort herein, da sie wusste, dass er einer der Gesuchten war. Ein Häftling hatte sich, während der andere fragte, auf dem Heuboden versteckt. Michael und Nikolai wurden von Familie Langthaler unter Lebensgefahr über drei Monate versteckt. Die SS durchsuchte mit Spürhunden die Häuser, doch die beiden blieben unentdeckt, für Frau Hackl heute noch ein Wunder, denn das Risiko war äußerst groß. Wenn die beiden Russen, die auch in der Landwirtschaft mithalfen, entdeckt worden wären, hätte die Familie um ihr Leben bangen müssen. In diesen Monaten "do hot si vü obgspüt", wie Frau Hackl mehrfach sagte.
Nach der Befreiung durch die Alliierten mussten Michael und Nikolai wieder zurück nach Russland. Der Abschied war sehr schwer, da sie zu einer Familie zusammengewachsen waren. Beim Abschied versprachen sie, sich bald wieder zu melden, doch dann hörte die Familie Langthaler nichts mehr. Aus dem Krieg kamen alle Langthaler-Söhne wieder gesund heim.
Doch die Ereignisse in den Jahren zwischen 1938 bis 1945 wurden zum Tabuthema - darüber wurde einfach nicht gesprochen. Erst 1964 fand das erste lang ersehnte Wiedersehen zwischen den Langthalers, Michael und Nikolai statt. Es folgten danach viele gegenseitige Besuche der Familien, die ebenfalls mehr und mehr zusammenwuchsen. Familie Langthaler wurde für ihre Leistungen besonders ausgezeichnet. Mit 80 Jahren reiste Maria Langthaler nach Kiew, Lemberg und Lugansk. Besonders berührend war die Begegnung mit der Mutter Nikolais. Die beiden Frauen konnten sich verbal nur schwer verständigen, doch Gesten, Emotionen und Umarmungen konnten vermutlich mehr als Worte ausdrücken.
Besonders durch den Film über die "Mühlviertler Hasenjagd" wurden diese Geschehnisse einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Die Aufarbeitung der Geschichte, die ja nicht irgendwo in der Welt geschah, sondern sozusagen "vor der eigenen Haustür", ist so unendlich wichtig. Zu lange ist geschwiegen worden. Mit ihren Besuchen an Schulen macht Anna Hackl die Geschichte Jugendlichen verständlicher und begreifbarer, denn es ist unfassbar, was geschah. Die Möglichkeit, mit Zeitzeugen zu sprechen, ist mittlerweile einzigartig.
Anna Hackl brachte mit Fotos (ihrer Familie und von den Besuchen) und mit sehr persönlichen, berührenden Einblicken in ihr Leben uns Jugendlichen eine vergangene Zeit nahe. Nach Frau Hackls Worten war leider nur noch wenig Zeit, Fragen zu stellen. Es wurden noch sehr emotionale Nachgespräche mit Frau Hackl geführt. Doch die bewegenden Worte hallten bei den Hörerinnen und Hörern, die mit großer Aufmerksamkeit lauschten, immer noch nach, vor allem die Worte, die sie uns am Schluss noch mit auf den Weg gab: "Ihr seid unsere Zukunft. Wir können froh sein, jetzt in einer so schönen Heimat zu leben, doch darauf müssen alle aufpassen. Menschen dürfen keinesfalls "abgestempelt" werden. Vor manchen Politikern, die laut nach fragwürdigen Forderungen schreien, gruselt einem ja. Diese schreckliche Zeit darf niemals vergessen werden, damit sich die Geschichte nicht wiederholt." Und einen großen Wunsch gab sie uns noch mit: "ZUFRIEDENHEIT".
Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen
Persönliche Eindrücke von Schülerinnen und Schülern:
Der heutige Beitrag von Frau Hackl war sehr spannend mit anzusehen.
Die etwas ältere Dame erzählte ihre Geschichte als wäre sie gestern passiert.
Durch das detaillierte Erzählen konnte man sich das frühere Geschehen viel besser vorstellen, als man es normalerweise im Geschichtsunterricht lernt. Es war toll, ihre persönlichen Bilder statt der typischen Kriegsbilder aus dem Internet zu sehen. Ihr Vortrag zeigte uns, wie es damals in einer normalen Familie am Land zuging. Frau Hackl war sehr nett und bemühte sich ihre Kindheit möglichst authentisch zu präsentieren.
Nina Albrecht und Kevin Lehner (6ma)
Sie hat ihre schrecklichen Erlebnisse verarbeitet und das hat sie uns gut vermitteln können, weil sie es uns sehr spannend und interessant erzählen konnte.
Durch ihre zahlreichen Beispiele konnten wir uns in ihre damalige Situation gut hineinversetzen.
Man hatte den Eindruck, dass sie eine glückliche und zufriedene Frau ist und zum Schluss wünschte sie uns diese Eigenschaften für unser weiteres Leben.
Der Vortrag wurde sehr gut organisiert und die Stimmung in dem Saal war hervorragend.
Uns wurde durch diesen Vortrag von der Mühlviertler Hasenjagd die schrecklichen Situationen im Zweiten Weltkrieg erst recht bewusst, denn wenn es eine Zeitzeugin berichtet, kann man sich besser in die Geschichte hineinversetzen als wenn es beispielsweise ein Geschichtelehrer vorträgt.
Unserer Meinung nach war dieser Vormittag sehr bewegend und informativ.
Ronja Füreder und Melina Rubenzer (6ma)
Anna Hackl wirkte sehr offen und ehrlich, sie war ebenso selbstsicher und für ihr Alter sehr gut in Form. Ihre Erzählung war sehr lebendig und realitätsgetreu
Zudem war Geschichte gut vorstellbar und zum Mitfühlen, sowie spannend erzählt und zum Nachdenken anregend.
Man hat sich mehr in die Kriegszeit hineinversetzen können als zum Beispiel in der Schule.
Sie war sehr nett und gab uns am Schluss ein paar Weisheiten mit auf den Weg.
Man merkte, dass es ihr wichtig war, dass andere von ihrer Lebensgeschichte und den Gräueln des Krieges erfahren.
Judith Reitbauer, Laura Schwarzbauer und Lisa Wolfshofer (6z)
Der Vortrag war sehr spannend und interessant. Die Geschichte, die die Frau Anna Hackl erzählt hat, war äußerst eindrucksvoll. Durch das selbstlose Handeln ihrer Familie konnten zwei russische KZ -Flüchtlinge die "Hasenjagd" überleben. Für mich und meinen Partner war diese Erzählung viel nachvollziehbarer und erschreckender als in unserem Geschichteunterricht. Durch sie wurden uns die Folgen und die Schrecklichkeit eines Krieges wirklich klar. Und wir können ab jetzt besser nachvollziehen, was ältere Leute damit meinen, wenn sie sagen, wie schrecklich Krieg eigentlich ist.
Leon Okafor (6sa) und Lukas Buchegger (6sb)
Der Vortrag wirkte sehr authentisch und mit viel Lebensfreude vorgetragen. Man konnte sich gut vorstellen, in welch einem Gewissensengpass sich ihre Familie in dieser schrecklichen Zeit befand. Sie erläuterte viele Ereignisse, die man so aus dem Film "Hasenjagd - Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen" so nicht genauer entnehmen kann. Anna Hackl erzeugte eine fesselnde Atmosphäre im Hörsaal und überrascht an manchen Stellen auch mit Humor.
Andreas Berger und Philipp Rockenschaub (6sa)
Unsere Eindrücke waren, dass die Zeit für die jetzt 86jährige Anna Hackl sehr emotional und erfahrungsreich war. Man merkt, dass Anna Hackl von dieser Zeit sehr geprägt ist, jedoch erzählt sie, obwohl dies eine schreckliche Zeit war, die Geschichte mit einem Lächeln. Sie schildert die vergangenen Ereignisse sehr ausführlich und man erhält einen guten Eindruck, wie grausam die damalige Zeit tatsächlich war. Man kann sich gut vorstellen, in welcher Angst die Familie lebte, während die Flüchtlinge bei ihnen wohnten, aber sie ließen sich trotz der Gefahr aufzufliegen und hingerichtet zu werden nicht einschüchtern. Wir persönlich finden es wahnsinnig mutig, welche Mühen sich Annas Mutter aufgelastet hat und das obwohl sie sich der schwerwiegenden Konsequenzen bewusst war. Wir haben den Eindruck, dass trotz ihrer schweren Kindheit aus Anna eine lebensfrohe, selbstsichere und glückliche Frau geworden ist.
Pfaffeneder Nadine (6sa) und Julian Matheisl (6sb)
Wir haben den Vortrag sehr bewegend und spannend gefunden. Es war für uns eine große Chance, eine Zeitzeugin zu sehen und mit ihr zu sprechen, auch die Fragerunde am Schluss hat uns sehr gut gefallen. Sie erzählte alles sehr lebendig und ausführlich. Es gelang ihr hervorragend, die Aufmerksamkeit der Schüler und Schülerinnen zu bekommen und alle hörten gespannt zu. Am Schluss zeigte sie uns noch Fotos von ihrer Familie und ihrer Heimat, dies half uns sehr, um uns alles besser vorstellen zu können.
Laura Burger und Helena Schott (7z)
Der Vortrag von Anna Hackl war ein einmaliges Erlebnis, indem sie uns das damalige Leben während des 2. Weltkrieges schilderte. Es gelang ihr hervorragend, die vergangenen Situationen zu beschreiben und man konnte sich gut in ihre Lage versetzen. Die Schilderungen wirkten auf uns sehr brutal und brachten uns zum Nachdenken. Vor allem im Vergleich mit dem gegenwärtigen Geschehen und aufgrund der erneuten Flüchtlingskrise konnten wir Zusammenhänge erkennen. Die Geschichte über die zwei russischen Soldaten, die aus dem KZ Mauthausen geflüchtet waren, war sehr bewegend und die Bilder halfen uns, ihr besser folgen zu können. Durch die Erzählungen über die immer wiederkehrenden Durchsuchungen durch die SS-Männer spürte man die Angst, die die Familie damals gehabt haben muss.
Jaqueline Dobrauz und Jan Winterauer (7mb)
Wir danken Jonathan Maier aus der 7k in Hagenberg für sein Engagement und die perfekte Organisation dieses tollen Vortrages.