Dort, im Herzen der europäischen Musikszene, verfolgt Traxler seither seinen Popstar-Traum. "Zumindest so lange, bis mir das Geld ausgeht", sagt der im Stadtteil Fulham logierende Absolvent der Anton Brucker Privatuniversität lachend im OÖN-Gespräch.
Mehr als 200 Konzerte hat Traxler seit September 2015 gespielt: von unbezahlten Gigs vor nicht mehr als einer Handvoll Leute bis hin zu mehreren Auftritten in der als Talentschmiede bekannten Kult-Venue "The Bedford", in der schon Superstar Ed Sheeran eine Live-DVD aufgenommen hat. Im "Bedford" stellt Joe Traxler am 4. Oktober auch seine neue EP vor, die wahrscheinlich "Reason To Change" heißen wird. Dutzende weitere Songs hat Traxler fixfertig im Talon, ein zweites Mini-Album ist längst eingeplant.
Keine verlorenen Tage
Zeit, in das pulsierende Nachtleben Londons einzutauchen und die Vorzüge dieses kulturellen Schmelztiegels zu genießen, hat der Fan von John Mayer, Jeff Buckley und Nirvana kaum. Traxler: "London pusht dich extrem, die Stadt ist so stressig. Wenn du einen Tag nichts machst, kriegst du ein schlechtes Gewissen. Jeder Tag, an dem ich nicht live spiele, ist ein verlorener Tag!"
Verlorene Tage gibt es für ihn allerdings nur wenige. Unzählige Open-Mic-Nights, Auftritte als Straßenmusiker am legendären Leicester Square, Aufnahmen im Studio - mit Nachdruck bastelt der Linzer an seinem Durchbruch, längeres Durchschnaufen ist für den Ehrgeizigen keine Option. Denn: "Ich habe keinen Plan B. Ich setze alles auf eine Karte, auch mein Erspartes. Das motiviert!" Zwei, drei EPs will Traxler pro Jahr veröffentlichen und dann "schauen, ob was passiert".
Den Schritt nach London bereut der Gitarrist in keiner Sekunde, auch wenn er sich bewusst ist, wie hart die Konkurrenz und wie verschwindend die Chance auf internationalen Ruhm und Ehre sei. "Aber wenn, dann ist London die Stadt, in der solche Erfolgsgeschichten passieren. Die kreative Luft, die man hier atmet, ist einfach eine ganz andere als in Österreich", sagt Traxler. Und falls es nicht klappt? "Dann kann ich mir wirklich nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben."
www.nachrichten.at (3.8.2016)