Was Kreundl jedoch unterschätzt hatte, war die Vehemenz ihres Trainers Marco Wolf: Er packte seinen Schützling Donnerstagabend ins Auto, fuhr mit ihm nach Budapest und "warf" Lena am Samstag, einen Tag vor Quali-Schluss, noch einmal ins Becken. "Ich hab gewusst, dass sie es draufhat", sagt Wolf, "von 2:12 bis 2:17 war alles möglich. Aber Lena war einfach sensationell gut."
In 2:12,81 Minuten pulverisierte Kreundl ihren Rekord und blieb damit deutlich unter der Olympia-Norm von 2:14,26. "Ich hatte zuletzt im Training Schmerzen und vor dem Rennen in Budapest ein ganz schlechtes Gefühl", erzählt Kreundl, "aber Marco hat gesagt: Schmerzen sind Gefühle. Und Gefühle kann man wegdrücken. Und so bin ich dann auch geschwommen. Ich hab riskiert und mir gedacht: Entweder es geht auf, oder ich muss wieder vier Jahre warten."
Der verdiente Lohn ist für die junge Steyrerin, die seit vier Jahren für den ASV Linz schwimmt und als 15-Jährige in einem OÖN-Interview schon Rio als ihr großes Ziel genannt hatte, ein Startplatz bei den Olympischen Spielen. Ihr Vorlauf über 200 Meter Lagen steht am 8. August auf dem Programm. Wolf: "Sie müsste unter den Top 30 gereiht sein. Wenn sie einen schnellen Lauf auf einer guten Bahn zugelost bekommt, ist einiges drin." International größter Erfolg der 18-jährigen zehnfachen Staatsmeisterin war der 6. Platz im Vorjahr bei der Kurzbahn-EM in Israel.
Welcher Platz in Rio möglich sein könnte, interessiert Lena Kreundl derzeit noch nicht. Zuvor will sie bei den Staatsmeisterschaften in Innsbruck noch ihre Topform bestätigen und weiter Spaß am Schwimmen haben. Gestern, nur einen Tag nach der Olympia-Quali und der nächtlichen Heimfahrt von Ungarn, war sie schon wieder bei den Landesmeisterschaften in Steyr am Start und holte über 50 Meter Brust und mit der
Lagen-Staffel locker zwei Mal Gold. Und am Beckenrand applaudierten mit Opa Rudi, Papa Arthur und Cousin Mark einige ihrer größten Fans. "Lena hat ihr Ticket schon in der Tasche", sagt Arthur Kreundl, "jetzt haben wir den Stress, damit auch wir noch nach Rio kommen."