Die kürzeste Definition von Religion lautet: "Religion ist Unterbrechung". Unterbrechung im Sinne von, den Alltag hinter sich zu lassen, aus dem Trott auszusteigen. Genau in diesem Sinne versteht der Initiator der "Lila Pause" am BORG Prof. Gerhard Weißhäupl seine Idee. Die "Lila Pause" ist ein Angebot für SchülerInnen und LehrerInnen in der Adventszeit, ein wenig innezuhalten und den Tag ganz bewusst zu beginnen. Bereits das 13. Jahr in Folge gibt es nun dieses Angebot in der von Hektik und Trubel geprägten Vorweihnachtszeit. Die "Lila Pause" will so auch ein Zeichen setzen, dass
Um 7.15 Uhr geht es los
Um 7.15 Uhr geht es los: Eine Gruppe von hilfsbereiten SchülerInnen trifft sich mit Frau Professor Kraft und Herrn Professor Weißhäupl vor dem Konferenzzimmer und macht sich an die Arbeit. Da werden über 200 Teelichter in Gläsern in den beiden Stiegenhäuser und in den Gängen im 1. und 2. Stock aufgestellt und angezündet, um die Gänge des BORG in ein helles, warmes Kerzenlicht zu tauchen. Beim Betreten des Schulgebäudes werden die hereinkommenden SchülerInnen und LehrerInnen mit klassischer oder moderner Advents- und Weihnachtsmusik begrüßt.
Meditatives Innehalten im Orgelsaal
Zusätzlich gibt es dann ab 7.45 Uhr im Orgelsaal eine Viertelstunde zum Innehalten, Auftanken und die Seele-Baumeln-lassen: In der Mitte ein Adventskranz mit seinen Kerzen umringt von einem Kranz von Teelichtern. Texte, Geschichten, Impulse zum Nachdenken, Musik und meditatives Singen wollen helfen, uns auf den Tag einzustimmen und vor dem Schulalltag zur Ruhe zu kommen.
Der Name "Lila Pause"
In der "kirchlichen Farbenlehre" ist Lila die liturgische Farbe des Advents. Lila ist die Farbe der Besinnung und Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. So entstand damals der Name "Lila Pause", eine Pause, eine Unterbrechung im Advent einzulegen.
Mittlerweile gehört die "Lila Pause" mit den vielen Teelichtern im Advent zum BORG "Da würde etwas fehlen", wie so manche SchülerInnen und LehrerInnen bemerken.
Wird es die "Lila Pause" auch in Zukunft geben?
Herr Professor Weißhäupl sagt dazu: "Ich mache die "Lila Pause" immer wieder gerne, und solange ich hilfsbereite SchülerInnen finde, die mich einmal in der Woche unterstützen und mir dabei helfen, wird es die "Lila Pause" auch in Zukunft geben. Ohne sie wäre das nicht möglich. Ein großes Danke möchte ich daher allen SchülerInnen sagen, die heuer wieder engagiert sind. Ich erfreue mich selber immer wieder an den vielen Lichtern und genieße die schöne Stimmung. Wenn SchülerInnen und KollegInnen daran Freude haben und mir das rückmelden und sich bei mir bedanken, dann fühle ich mich selber auch beschenkt und empfinde eine große Dankbarkeit!"
Das heurige Motto lautet: "Lichter des Schenkens".
Die Texte und Geschichten wollen einladen, über den Sinn und Unsinn von Geschenken nachzudenken und den verschiedenen Dimensionen des Schenkens nachzuspüren. Die beiden Texte zur ersten Lila Pause am Mo. 30. November 2015 findest du hier nun abgedruckt.
1)Das Adventsgesicht der Christen
"Bitte warten Sie hier!" sagte ich zu dem Blinden und ließ ihn an einer verkehrsgeschützten Ecke des Hauptbahnhofes allein.
Ich wollte ihm das Gewühl ersparen auf dem Weg zum Schalter, zur Auskunft, zur Fahrplantafel und zur Post.
Zurückkehrend sah ich ihn schon von weitem stehen, während die Menschen an ihm vorbei hetzten. Ein Kind starrte ihn an, ein Gepäckkarren fuhr einen Bogen um und ein junger Mann, der Werbezettel verteilte, ging fast scheu von ihm wieder weg, nach einem irrtümlichen und vergeblichen Angebot.
Er stand aber ganz still, der Blinde. Und auch ich musste ein paar Augenblicke stehenbleiben. Ich musste sein Gesicht ansehen. Die Schritte um ihn her und die unbekannten Stimmen und all die Geräusche eines lebhaften Verkehrs, die schienen für ihn keine Bedeutung zu habe. Er wartete still. Es war ein ganz geduldiges, vertrauendes und gesammeltes Warten. Es war kein Zweifel auf dem Gesicht, dass ich etwa nicht wiederkommen würde. Es war ein wunderbarer Schein der Vorfreude darin; er würde bestimmt wieder bei der Hand genommen werden.
Ich kam nur ganz langsam los von diesem Anblick mit dem eindrucksvoll wartenden Gesicht mit den geschlossenen Lidern; dann wusste ich auf einmal: So musste eigentlich das Adventsgesicht der Christen aussehen!
2)Das Geschenk - eine weise Geschichte
Es war einmal ein Schüler, der seiner Lehrerin eine wundervolle Muschel schenkte.
Sie sagte: "Ich habe noch nie eine solche schöne Muschel gesehen! Wo hast du diese kostbare Muschel denn gefunden?"
Der Junge erzählte von einer versteckten Stelle am anderen Ende der Insel und dass dort hin und wieder solche eine Muschel angeschwemmt werden würde.
"Ich werde diese wundervolle Muschel mein Leben lang aufbewahren und ich danke dir von Herzen. Aber du hättest doch keinen so weiten Weg machen sollen, nur um mir etwas zu schenken." Darauf antwortete der Junge: "Aber der weite Weg ist doch ein Teil des Geschenks!"
Die "Lila Pause" gibt es im heurigen Advent noch am Montag, 14. Dezember und am Montag, 21. Dezember.