Swoboda ist kein gewöhnlicher Leistungssportler. Er ist Para-Kanute, das heißt, er hat ein körperliches Handikap. Dieses fällt erst auf, wenn Swoboda sein Kanu verlässt. Er hat keine Beine. Als siebenjähriger Bub ist er in die Förderschnecke einer Hackschnitzelheizung geraten. Das schnelle Eingreifen seines Vaters Christian hat dem Buben damals vermutlich das Leben gerettet. Beide Beine mussten aber amputiert werden.
Dass Markus, den alle Mendy nennen, im übertragenen Sinn wieder auf die Beine gekommen ist, verdankt er seinem Kampfgeist - und dem Sport. Als Zehnjähriger entdeckte er das Kanu als Fortbewegungsmittel. Er gewann im Nachwuchsbereich zahlreiche Rennen gegen Konkurrenten ohne Handikap. Erst seit 2010 ist er als Para-Kanute international unterwegs. Das große Ziel des Chemie-Studenten sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio. In Brasilien ist der Kanusport erstmals im Programm der Paralympics. Wird sein Kampfgeist in Rio wieder vergoldet, dann werden sie wohl kommen, die Eilt-Meldungen und Glückwunsch-Telegramme. Verdient hätte sich Swoboda diesen Applaus schon längst.
MOSKAU. Kanu-WM: Mendy Swoboda ist der beste Para-Kanute der Welt, aber jetzt beginnt für den Weltmeister eine Lehrzeit.
"Alles hat perfekt geklappt. Es ist genauso gelaufen, wie ich es geplant habe." Zu Recht in Jubelstimmung war Para-Kanute Mendy Swoboda gestern nach dem WM-Finale in Moskau. Der 24-jährige Behindertensportler aus Altenberg bei Linz feierte einen souveränen Sieg und holte seinen fünften Weltmeistertitel.
Swobodas Aussichten, in zwei Jahren bei den Paralympics in Rio erneut einen goldenen Moment zu erleben, wären glänzend, wäre da nicht eine Materialentscheidung, die aus dem Weltmeister jetzt einen Lehrling macht. So, wie es derzeit aussieht, wird in Rio nicht im Kanu, sondern im Auslegerboot um die Medaillen gepaddelt. Mit diesem Vehikel kommt Swoboda als "Anfänger" noch nicht so gut zurecht. Bei der WM in Moskau reichte es in dieser Bootsklasse nur für Platz acht. "Von der Kraft her ist er ein Spitzenmann. Wenn die Technik passt, dann ist Mendy auch im Auslegerboot ganz vorne dabei", sagt Swobodas sportlicher Wegbegleiter Fritz Fiausch. Der ehemalige Wasserski-Nationaltrainer ist seit Jahren als Mentor an der Seite des Para-Kanuten unterwegs. Er weiß auch, dass die Medaillen inzwischen höher hängen. Fiausch: "Seit Kanu eine paralympische Disziplin ist, ist das Niveau extrem gestiegen. Mendy hat harte Konkurrenz bekommen." Gut, dass der Chemie-Student ins "Projekt Rio" aufgenommen wurde. Seine Trainingsbedingungen sind jetzt professioneller geworden, außerdem hat er sein Basislager vom Studienort Graz wieder nach Altenberg bei Linz verlegt, um in der Nähe der Regattastrecke in Ottensheim zu sein. Dort wird man Swoboda wohl in Zukunft häufiger im Auslegerboot als im Kanu sehen.