Ich dachte, wie dankbar ich bin, dass ich das sehen kann. Und wie viele Menschen es gibt, denen dies nicht möglich ist.
Meine Eltern hatten viele Jahre für die Organisation "Licht für die Welt" gespendet, die Staroperationen für Menschen in den ärmsten Gebieten ermöglicht. 30 entscheiden in diesem Fall darüber, ob ein Mensch sehen kann oder blind durchs Leben gehen muss.
Mein erster Gedanke war, dass ich diese Spendentradition meiner Eltern weiterführen solle, da es so einfach ist, ein paar Menschen zu ermöglichen, die Schönheit der Natur sehen zu dürfen.
Und dann schlich ein zweiter Gedanke durch meine grauen Zellen: Unsere Schule, unser BORG, bietet über 1000 Menschen täglich eine Stätte des gemeinsamen Arbeitens. Wenn wir als BORG es schaffen, für jeden Menschen in unserer Schule für einen Menschen irgendwo da draußen in der Welt 30 zu sammeln, dann können wir 1000 Menschen das Augenlicht schenken. Dann können 1000 Menschen sehen, statt blind zu sein. 1000 Menschen, deren Schicksal wir durch ein wenig Einsatz von vielen nachhaltig verbessern können
Ich kann nicht beschreiben, was in mir ablief, als sich diese Gedanken in mir ausbreiteten. Es überlief mich heiß und kalt; durch ein wenig Einsatz könnten wir so über unsere Grenzen hinaus wirksam sein, für 1000 Menschen aktiv etwas tun, das ganz konkrete positive Auswirkungen hat. 1000 Menschen das Augenlicht schenken.
Sehen können heißt ja nicht nur, die Wunder der Natur schauen zu dürfen. Es bedeutet vielmehr, dass ein Mensch selbständiger leben und für sich selbst sorgen kann und vielleicht sogar für andere. So multipliziert sich der Effekt.
Und wenn ich mir dann noch vorstelle, was ein Mensch empfindet, dem das Augenlicht durch die Aktivitäten einer Schule in einem anderen Kontinent geschenkt wurde
Kaum erzählte ich KollegInnen und unserem Direktor von dieser Vision, sprang meine Begeisterung über und noch am selben Vormittag konnten wir erste Klassen für das Projekt gewinnen, entstanden erste konkrete Pläne.
Das für mich Wunderbarste dabei: die Begeisterung der SchülerInnen und KollegInnen, die sofortige Bereitschaft, das Projekt mitzutragen, die Ideen sprudelten nur so! Von wegen Null-Bock-Generation! Von wegen!
Mir offenbarte sich wieder einmal ein Blick auf das ungeheure soziale und kreative Potenzial der BORG-Menschen. Von dieser Schule ist viel Gutes ausgegangen. Schon vor über 20 Jahren sammelten SchülerInnen mittels einer Schuhputzaktion in der FUZO Geld, um Winterschuhe für Flüchtlingskinder zu kaufen. Das Zirkusprojekt lebt noch heute weiter im Circo Fantazztico. Daneben liefen und laufen zahlreiche weitere Einsätze, bei denen sich BORG-Menschen für soziale Projekte engagieren (Laufwunder, Sammelaktionen und und und
). Nicht umsonst sind wir UNESCO-Schule. All diese Dinge machen mich stolz, Teil des BORG sein zu dürfen. Es ist mehr als eine Arbeitsstätte.
Auch beim Projekt Augenlicht für 1000 Menschen geht es nicht nur darum, Geld zu spenden. Es geht darum, sich selbst durch Handeln als wirksam zu erfahren. Zu erleben, dass konkretes Tun konkrete Auswirkungen hat. Wer dieses Projekt mitträgt, hat die Möglichkeit, ganz viel für sich selbst zu lernen. Die einzelnen Teilprojekte brauchen Engagement, Planung, Umsetzung.
Und die Belohnung ist materiell nicht aufzuwiegen:
sich selbst als wirksam erleben;
sich als Teil eines größeren Ganzen begreifen;
Licht schenken dürfen statt Finsternis.