Insgesamt stand der Wahlpflichtgegenstand Geschichte in den ersten Monaten des Schuljahres 2013/14 unter dem Thema "Jüdisches Leben in Linz." Wir besuchten dazu auch eine Ausstellung im Linzer Wissensturm, die zehn Linzer Jüdinnen und Juden portraitierte und setzten uns auch ganz allgemein mit der Bedeutung des Judentums vor und nach dem Holocaust auseinander.
Anlass dafür war die Tatsache, dass im November 2013 dem vor 75 Jahren, nämlich im Anschlussjahr 1938, stattfindenden Novemberpogrom gedacht wurde. In Linz fanden im Herbst viele kulturelle Veranstaltungen statt (Zeitzeugengespräche, Ausstellungen, eine Buchpräsentation), die sich mit diesem Thema befassten.
Im WPG versuchten wir, Antworten auf die folgenden Fragen zu finden: Warum waren Juden seit jeher ausgegrenzt? Was wissen wir über das kulturelle Leben von Jüdinnen und Juden vor und nach dem Holocaust? Welche Spuren haben Jüdinnen und Juden in Linz hinterlassen? Manche unserer Fragen konnten beantwortet werden, manche blieben offen, und so manche neue Einsicht tat sich auf.
Eine Synagoge gab es in Linz zunächst in der Altstadt am Alten Markt, woran heute noch die weißen Bodenmarkierungen erinnern. Jüdische Familien lebten überall in Linz: in Urfahr, wo es eine Senf- und Essigfabrik gab, aber auch in der Innenstadt. Allerdings gab es Judenfeindlichkeit schon lange vor dem Nationalsozialismus. In Linz waren Juden immer eine sehr kleine Minderheit, wurden aber nur selten toleriert. 1420 wurden sämtliche Juden in ganz Oberösterreich vor die Wahl "Taufe oder Feuertod" gestellt. Auch Maria Theresia befahl 1745 Die "Abschaffung der Juden aus ganz Oberösterreich". Nach und nach kehrten sie zurück und richteten sich eine Betstube ein. Eines Tages kam ein jüdischer Reisender in die Stadt, der jedoch sehr krank war. Die Linzer Israelitische Kultusgemeinde kümmerte sich um ihn, weshalb er ihr sein ganzes Vermögen schenkte, um eine Synagoge zu errichten. Diese wurde 1877 eingeweiht.
In den 1930er Jahren umfasste die Linzer Jüdische Gemeinde rund 800 Mitglieder. Ein berühmtes Mitglied der Gemeinde, Dr. Eduard Bloch, der in der Arkade praktizierte, war der Hausarzt von Adolf Hitlers Mutter, welche an Brustkrebs erkrankt war. Hitler war dem jüdischen Arzt sehr dankbar, die Geschichte dazu ist in dem Buch "Hitlers Edeljude" zu lesen. In der Reichspogromnacht am 9.11.1938 wurde die Synagoge von SA-Horden angezündet und so zerstört. Auch das Haus am Hauptplatz 3, in welchem sich heute das "Bugs" befindet, wurde zerbombt. Dort, im ersten Stock, wohnte eine jüdische Familie, die in der Textilbranche tätig war. An der Fassade kann man gut erkennen, dass das Haus erst später wieder aufgebaut worden war.
Wir besuchten auch die neue Synagoge, die sich, wie die alte, in der Bethlehemstr.26, gegenüber der Fadingerschule, befindet. Sie wurde 1968, mit Unterstützung des Landes Oberösterreich, wieder aufgebaut und ist von der Straße aus kaum zu sehen. Es wurde fast der ganze Bau aus Beton gearbeitet. Vor dem Tempel ist ein Spruch aus der Thora eingraviert: "Sind wir nicht alle Kinder eines Gottes? Hat uns nicht alle ein Gott erschaffen?".
Im Gebetsraum müssen die Männer Kopfbedeckungen (Kippahs) tragen, natürlich auch unsere männlichen Besucher.
Die Wände der Synagoge sind mit Darstellungen der zwölf Propheten verziert und eher dunkel gehalten. Ein jüdischer Gottesdienst kann traditionell nur abgehalten werden, wenn zehn Männer anwesend sind, die Zahl der Frauen ist egal. Die Linzer Kultusgemeinde sieht das nicht so eng, das kann sie sich mit ungefähr 50 Mitgliedern nicht leisten. Wir durften auch den Wein kosten, der bei einem Gottesdienst verwendet wird. Er ist koscher, sehr süß und stammt aus dem Burgenland. Die Regeln für koscheren Wein sind sehr streng: Nur Juden dürfen an der Herstellung beteiligt sein und es gibt genaue Bestimmung zum Abstand der Reben, den Pflanzen, die dazwischen wachsen und vielem mehr.
Wir hatten den Eindruck, dass interessierte Gäste gerne willkommen sind. Es war ein sehr sonniger und spannender Nachmittag, vielen Dank an den Wettergott und die zwei engagierten Herren, die ihr Wissen an uns weiter gaben.
Überraschend ist doch, dass es in Linz nur sehr wenige Denkmäler, Inschriften oder Ähnliches gibt, wodurch der einst doch mehrere hundert Mitglieder umfassenden jüdischen Gemeinde in Linz gedacht wird. Linz war bereits 1938 "judenrein" (das hieß damals, dass alle Jüdinnen und Juden bereits kurz nach dem Anschluss eingesperrt, vertrieben oder deportiert worden waren). Linz war außerdem eine Hochburg des Antisemitismus, und ein sehr fruchtbarer Boden für die Nationalsozialisten. Gegen Jüdinnen und Juden wurde mit größter Brutalität und Grausamkeit vorgegangen. Wir finden, es wäre längst an der Zeit, gerade im Gedenkjahr anlässlich "75 Jahre nach dem Novemberpogrom", dieses Kapitel oberösterreichischer Geschichte in Linz sichtbarer zu machen.
Auf den Spuren jüdischen Lebens in Linz
Linz - 12.11.2013
Schon seit dem 13. Jahrhundert lebten Juden in Linz. Um die Bedeutung des Judentums in Linz zu verstehen, unternahm die WPG-Geschichte-Gruppe der 7. Klassen am 12.11.2013 eine Stadtführung zu diesem Thema.
Eva Hofmann (7ma), Mag. Magdalena Kasper
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