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Zeitzeuge steht Rede und Antwort im BORG
Linz - 05.07.2011
Am 5. Juli 2011 besuchte uns einer der interessantesten Zeitzeugen, Leopold Engleitner, im BORG Linz und erzählte von seinen Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Leopold Engleitner wurde am 23. Juli 1905 in Strobl, Österreich, geboren und wohnt heute in St. Wolfgang im Salzkammergut.
In Buchenwald war er von Oktober 1939 bis März 1941 interniert. Im März 1941 wurde er ins KZ Niederhagen in Wewelsburg bei Paderborn überstellt. Mehrmals wurde ihm von der SS angeboten, den Revers (Erklärung zum Abschwören des Glaubens und Einverständnis zur totalen Unterwerfung Hitlers) zu unterschreiben und als freier Mann das KZ zu verlassen, aber er gab seine Grundsätze nicht auf.

Im April 1943 kam Engleitner ins KZ Ravensbrück, wo er nach jahrelanger KZ-Zwangsarbeit und schwersten Misshandlungen im Juli 1943 mit nur 28 Kilogramm aus dem KZ Ravensbrück entlassen wurde. Die Bedingung war: "Lebenslange Zwangsarbeit in der Landwirtschaft".

Im hohen Alter begann der älteste bekannte KZ-Überlebende weltweit eine erstaunliche Tätigkeit als Zeitzeuge gegen das Vergessen und reiste von 1999 - 2007 mehr als 82.000 Kilometer durch Europa und die USA. Tausenden von jungen Menschen führte er an Schulen und Universitäten, darunter die Columbia University und die Stanford University, die schrecklichen Auswirkungen totalitärer Regime und Gruppenzwang vor Augen. Mit seiner Lebensgeschichte sensibilisiert er die Jugend, bei Unrecht nicht zu schweigen und vermittelt die hohe Bedeutung von Toleranz und Menschlichkeit für den Frieden.

Im 102. Lebensjahr wurden Leopold Engleitner für seine mutige Haltung während des NS-Regimes und sein langjähriges verdienstvolles Wirken als Vortragender an internationalen Universitäten, Schulen und Gedenkstätten folgende hohe Bundesauszeichnungen verliehen:
- "Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich" vom österreichischen Bundes-präsidenten Dr. Heinz Fischer;

- "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" vom deutschen Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler.Das Jahr 1938 schien eine Zeit der Besserung einzuleiten. Bereits kurz nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen bekam Leopold Engleitner von den Nazis eine Arbeit zugeteilt. Die religiöse Tätigkeit konnte vorerst im Geheimen weiter-geführt werden.
Am 4. April 1939 wurde Engleitner während einer religiösen Feier zum Gedenken an den Todestag Jesu Christi in Bad Ischl von der Gestapo verhaftet und vor Gericht gestellt. Er wurde nach § 304 Strafgesetz wegen der "Beförderung einer vom Staate für unzulässig erklärten Religionssekte" angeklagt. Trotz mehrmaliger Verhöre wich er nicht von seiner religiösen Überzeugung ab und brachte auch seine kompromiss-lose Haltung gegenüber dem Wehrdienst furchtlos zum Ausdruck: "Ich kann keinen Eid auf militärische Pflichten ablegen und kann auch keine Waffen tragen, weil dies meiner Glaubensauffassung, an der ich unbedingt festhalte, widerspricht. Wenn ich einen Einrückungsbefehl an die Front bekäme, so würde ich diesen Dienst verweigern. Mir ist bekannt, dass ich bei Vertretung dieser Ansicht unter Umständen mein Leben verwirke, doch könnte ich dagegen nichts machen, denn das Leben hängt von der Beobachtung der Gesetze Gottes ab."
Das Verfahren wurde schließlich aufgrund eines Gnadenerlasses am 21. September 1939 eingestellt. Leopold Engleitner teilte daraufhin das Schicksal vieler anderer Verfolgter und wurde, anstatt freigelassen zu werden, von der Justiz der Gestapo übergeben. Diese veranlasste am 5. Oktober 1939 die Einlieferung in das Konzentrationslager Buchenwald.

OÖN 23. Juli 2010
Von Helmut Atteneder
Leopold Engleitner überlebte drei KZ - heute wird er 105 Jahre alt
ST. WOLFGANG. Leopold Engleitner hat einen buchstäblichen Überlebenswillen. Drei Konzentrationslager hat der St. Wolfganger überlebt. Heute feiert der drittälteste Oberösterreicher seinen 105. Geburtstag.
"I bin’s, da Leopoid Engleitner. Hörn tua i schon schlecht, ober sonst geht’s nu." Leopold Engleitner ist zufrieden mit dem, was ihm das Leben noch bietet. Für die Glückwünsche der Oberösterreichischen Nachrichten bedankt er sich mit einem lauten "Daungsche". Seinen heutigen 105. Geburtstag feiert er in Wels - bei einem Seminar der Zeugen Jehovas, deren Glaubens-gemeinschaft der drittälteste Oberösterreicher seit Jugend-tagen angehört.
Das, woran er glaubt, hat Engleitners Schicksal geprägt. Aus Glaubensgründen verweigerte er den Nazi-Schergen den Kriegsdienst.
Er überlebte schwer verletzt drei Konzentrationslager. Seine Leidensgeschichte ist unter dem Titel "Ungebrochener Wille - der außergewöhnliche Mut eines einfachen Mannes" erschienen. Der Mühlviertler Autor Bernhard Rammerstorfer hat Engleitners Erinnerungen aufgeschrieben. Das Buch ist in vier Sprachen erschienen, Engleitner erzählte seine Geschichte in der ganzen Welt, im Vorjahr unter anderem in Chicago und im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. Leopold Engleitner lebt in seinem Domizil in St. Wolfgang alleine, tagsüber wird er betreut. "Er sitzt zwar seit vielen Jahren die meiste Zeit im Rollstuhl, aber sein Wille und seine Begeisterung, vor allem für seine Überzeugungen, sind nach wie vor unglaublich", ist Amtsleiter Alois Linner stolz auf den mit Abstand ältesten Gemeindebürger.

Am 5. Juli 2011 war Leopold Engleitner als Zeitzeuge zu Gast im BORG Linz. Er erzählte über seine Vergangenheit im KZ, sein Versteckspiel mit der Gestapo und auch den Problemen mit der Diskriminierung, die er als Kriegsverweigerer zu bewältigen hatte.
Herr Engleitner erzählte, dass er nach seiner Gefangenschaft im KZ mit Intoleranz zu kämpfen hatte. Er wurde Aufgrund seiner Verweigerung des Kriegsdienstes als Vaterlandsverräter beschimpft, sogar seine eigenen Eltern wollten ihn nicht aufnehmen, als er sich vor der Gestapo versteckte.
Dieses Versteckspiel begann, als Engleitner unter der Bedingung in der Landwirtschaft zu arbeiten aus dem KZ entlassen wurde. Als er drei Wochen nach seiner Entlassung zur Musterung musste, wurde er für "kriegsfähig" erklärt und hätte statt bei einem Bauern zu arbeiten, an der Front kämpfen müssen. Doch Engleitner versteckte sich bis Kriegsende zuerst in einer Almhütte, dann in einer Höhle an einer Steilwand. Die Freilassung aus dem KZ war aber an einen Vertrag gebunden, welcher besagte, dass er bis zu seinem Lebensende als Knecht arbeiten müsse. Als Engleitner nach Kriegsende bei einem Bauern als Knecht arbeitet diesen aber nach einem Jahr verlassen wollte, wurde ihm am Arbeitsamt erklärt, dass der unter dem Hitler-Regime abgeschlossene Vertrag weiter gültig sei. Es gelang ihm aber dennoch die Landwirtschaft zu verlassen und zuerst in einer Fabrik, dann in der Straßenmeisterei zu Arbeiten.
Im Anschluss an seine Rede, wurde Engleitner gefragt, ob er eine Art Hass gegen die Menschheit entwickelt hätte.
Herr Engleitner meinte er hätte keinen Hass entwickelt, im Gegenteil, er habe der Menschheit mittlerweile verziehen und das Geschehene verarbeitet.
Zu dieser Verarbeitung zählen auch Besuche in den Konzentrationslagern, in denen er Gefangener war. Er habe dort keine Angst und empfinde auch keine Wut, sondern sehe eher eine Bestätigung dessen, was er in Schulen und auf anderen Vorträgen erzählt.
Ein zweistündiger Vortrag der es absolut verdient hat gehört zu werden und der sich nur weiterempfehlen lässt. Für Kontaktmöglichkeiten, Buch und DVD zur bewegenden Lebensgeschichte von Leopold Engleitner ist ein Blick auf die Website www.rammerstorfer.cc ein guter Tipp.

Martin Schobesberger, 7i

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Martin Schobesberger, 7i

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