Ich war natürlich gleich interessiert bei ORF ein Praktikum zu machen, als ich aber dann erfahren habe, dass dieser nur Studenten aufnimmt, hatte meine Mutter die Idee bei LT1 oder Life Radio nachzufragen. Also schickte ich zu beiden Firmen eine Bewerbung, obwohl bei mir LT1 an erster Stelle stand, weil mich das Fernsehen einfach mehr reizte.
Nach einigen Wochen bekam ich dann einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Ich war natürlich sehr nervös, doch als der Geschäftsführer und Programmchef Dietmar Maier mich empfing und gleich gemütlich drauf losredete, schwand auch meine Nervosität und ich erzählte ihm, warum ich dieses Praktikum machen möchte.
Ich bekam eine fixe Zusage und freute mich schon sehr darauf. Da mein Praktikum in der letzten Schulwoche schon anfangen sollte, musste ich noch eine Bestätigung von unserem Direktor holen, die ich auch ohne Probleme bekam.
Einen Tag vor dem Beginn meines Praktikums wurde ich noch einmal ziemlich nervös, weil ich nicht wusste, was mich erwartet in diesen 4 Wochen. Muss ich den ganzen Tag kopieren gehen, Kaffee machen und Akten schlichten oder doch wieder etwas ganz anderes ....... ich hatte einfach keine Ahnung.
Dann war es soweit und ich erfuhr, dass ich mir den Posten mit einer zweiten Praktikantin teilte und ich freute mich nicht alleine zu sein. Unsere erste Aufgabe war, alle Cds in einem riesigen Kasten zu ordnen, damit die sogenannten Cutter, welche den Bericht endgültig zusammenschneiden, schnell die passende Musik finden. Für mich als Musikklasslerin, war es sehr interessant zu sehen, was für Musik in diesem Kasten versteckt ist.
In dieser Woche beschäftigten wir uns hauptsächlich mit dem Archivieren und den ersten Versuchen Einklinker (kurze Zusammenfassung von einem Ereignis) zu schreiben. Nach dieser Woche erfuhr ich, dass ich die nächsten Wochen alleine sein würde, da meine Kollegin sich andere Wochen zum Arbeiten ausgesucht hat.
In dieser zweiten Woche kam der Geschäftsführer Dietmar Maier aus dem Urlaub zurück und dann ging es für mich richtig los. Ich fuhr, dass erste Mal mit einem Redakteur und einem Kameramann zu einer Pressekonferenz. Es war sehr spannend, weil ich nicht wusste, wie alles bei einer Pressekonferenz abläuft. Also setzte ich mich neben den Redakteur, hörte zu und beobachtete die anderen. Beim anschließenden Interview war ich natürlich auch dabei und assistierte beim Halten und Tragen verschiedenster Dinge.
Ich wurde auch einige Male als Statistin hergenommen. Zum Beispiel als Taschendiebin, Analphabetin und Stalkingopfer. Das hat mir immer sehr viel Spaß bereitet.
Als ich dann schon einigermaßen an den Betrieb gewöhnt war, hatte ich schon fixe Aufgaben, wie z.B.: Jeden Morgen die neuesten Ereignisse zu suchen und Einklinker zu schreiben, welche dann vom Redakteur kontrolliert und besprochen wurden.
Ich war auch jeden Tag bei den Studioaufnahmen dabei, um zu helfen.
Am Ende der dritten Woche bekam ich dann den Auftrag, mit einem Kameramann zu einer Pressekonferenz zu fahren und die Presseunterlagen mitzunehmen. Als ich dort war, setzte ich mich und suchte vergeblich nach den Presseunterlagen. Nach einer kurzen Schreckminute wurde mir klar, dass es keine Unterlagen gab und ich somit alles mitschreiben musste. Ich schrieb wie eine Verrückte alles nieder, was ich aufschnappte.
Im Anschluss fuhren wir in die Firma, ich schrieb alles am Computer nieder und gab es dann Herrn Maier. Zu meiner Überraschung war er sehr zufrieden mit meiner Arbeit und beschloss, dass ich zur Übung gleich einen Beitrag darüber schreiben sollte.
Da ich soetwas noch nie geschrieben hatte, las ich mir vorher noch einen anderen Beitrag durch und fing dann an zu schreiben. Bei der Nachbesprechung machte mich Herr Maier wieder auf meine Fehler aufmerksam und so lernte ich bei allem, was ich schreib dazu.
Am letzten Tag wurde mir noch einmal ganz anders, als ich erfuhr, dass ich mit einem Redakteur und Kameramann in den Ort Steinhaus fahren sollte, wo 2 Tage zuvor 2 Mädchen von einem 22-Jährigen vergewaltigt worden waren. Als wir vor dem Haus standen und auch auf der Straße und in der Umgebung die Spuren des Tatherganges sahen, setzte mir das richtig zu. Auch Redakteur und Kameramann ließ das nicht kalt und bei der Rückfahrt herrscht überwiegend Stille.
In der Firma begann ich dann meinen letzten Beitrag zu schreiben. Meine bedrückte Stimmung änderte sich aber schlagartig, als der Chefredakteur sagte, dass man diesen Beitrag genau so übernehmen könnte.
Ich verabschiedete und bedankte mich noch einmal und machte mir gleich einen Termin aus um mein Arbeitszeugnis abzuholen.
Die Erfahrungen, die ich bei LT1 gesammelt habe, haben mir meine Entscheidung später einmal in den Medienbereich zu gehen, bestärkt.
Ich genoss die 4 Wochen und werde sie sicherlich nie vergessen.