Im Zug wurden wir in 2 Gruppen geteilt und den Lehrern zugewiesen. In Wien angekommen, machte sich unsere Gruppe, die 6mb, auf den Weg in den 1. Bezirk ...
... zum Stadttempel
Unsere erste Station war die jüdische Synagoge in der Seitenstettengasse, die auch Stadttempel genannt wird. Bevor wir in die Synagoge eintreten durften, mussten wir uns einem strengen Sicherheitscheck unterziehen. Zur Ehre Gottes waren die Burschen verpflichtet, eine Kopfbedeckung aufzusetzen, die so genannte "Kippa". Wir wurden durch das Gotteshaus geführt und verließen es mit vielen neuen und spannenden Informationen, die uns in kürzester Zeit mitgeteilt wurden. Unter anderem erfuhren wir, dass der Stadttempel 1825/26 erbaut wurde. Kaiser Franz I. gewährte der jüdischen Gemeinde Wiens diesen Bau, aber nur unter einigen Auflagen. Eine davon war, dass die Synagoge nicht als Gotteshaus erkennbar sein durfte. Daher wurde sie in einen Innenhof hineingebaut. Sie ist von außen nicht zu sehen. Außerdem hat der Kaiser den Architekten Joseph Kornhäusel ausgewählt. Der war bekannt für seine Theaterbauten, sodass auch der Stadttempel sehr an ein Theater erinnert.
Während in der Reichspogromnacht alle anderen über 80 Wiener Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt wurden, entging der Stadttempel durch dessen enge Verbauung im Wohngebiet als einziger der Vernichtung. Der Tempel wurde aber entweiht, verwüstet und als Lager- und Sammelraum für Juden missbraucht, die dann deportiert und anschließend ermordet wurden
Der Stadttempel ist bis heute die Hauptsynagoge Wiens
Auf ging`s zum Jüdischen Museum
Unsere zweite Station bildete das Jüdische Museum in der Dorotheergasse.
Dort mussten/durften wir uns selbstständig umsehen und uns einen Lieblingsgegenstand aus der großen Sammlung jüdischer Glaubens- und Ritualgegenstände auswählen, den wir dann vor unserer Klasse präsentierten. Hier konnten wir auch unser Wissen aus dem Religionsunterricht präsentieren und unserer Begleiterin durchs Museum schon einiges erzählen über Menora, Thorarollen, Chanukka-Leuchter, Mesusa ....
Besonders interessant waren auch die verschiedenen Hologramme, die einen kurzen Abriss über die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Wien gaben.
Von 13.00 bis 14.00 Uhr durften wir uns in Wien frei bewegen um unseren Vorlieben, Essen und Trinken, nachzugehen. Die Mittagspause war schnell vorüber und ehe wir uns versehen konnten, waren wir schon ...
.... am Judenplatz angekommen.
Am Judenplatz betrachteten wir das Schoa-Mahnmal von Rachel Whiteread, welches uns sehr faszinierte. Die englische Künstlerin versteckte viele Botschaften und Andeutungen in dieser Skulptur, welche uns sehr zum Nachdenken anregten. Das Mahnmal stellt eine Bibliothek dar, wobei die Bücher nach außen gewendet sind. Es kann als Würdigung des Judentums als eine Religion des Buches verstanden werden. Der Innenraum ist leer, das weist auf jene Leere hin, die durch den Völkermord an den europäischen Juden entstanden ist. Mit jedem ermordeten Menschen ist unwiederbringlich sein Leben, der Inhalt "seines Buches" verloren gegangen. Von den fast 200.000 Jüdinnen und Juden, die vor 1938 in Wien gelebt haben (Wien war damit damals eine der drei wichtigsten und größten jüdischen Städte der Welt!), wurden 65.000 Jüdinnen und Juden von den Nationalsozialisten ermordet. An sie erinnert das Mahnmal.
Anschließend wurden wir durch das beiliegende Museum geführt, wo die Fundamente der ersten jüdischen Synagoge Wiens aus dem 14. Jh. vorzufinden waren. Wir sahen ein Modell des mittelalterlichen Wiens und der Synagoge. Die Synagoge wurde 1406 bei einem Brand zerstört, kurze Zeit später begann die erste große Judenverfolgung in Wien, bei der über 200 Juden auf Befehl von Herzog Albrecht V. verbrannt wurden. In einer Tafel von 1998 gegenüber dem Mahnmal bittet der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn um Vergebung für die Mitschuld der Christinnen und Christen.
Bei einem kurzen Film über das mittelalterliche "Judenviertel" durften wir ein bisschen relaxen. Trotz der Anstrengung und der Müdigkeit, war es sehr interessant und nie langweilig.
Abstecher in den 2. Bezirk ....
Wer dann noch Lust hatte, konnte/durfte mit unserem Religionslehrer noch einen Abstecher in den 2. Bezirk, die Leopoldstadt machen. Dieser Bezirk war vor 1938 das Zentrum des jüdischen Lebens in Wien und ist es auch heute wieder, mit Synagogen und Gebetshäusern, koscheren Lebensmittelgeschäften und Restaurants und anderen jüdischen Bildungs- und Kultureinrichtungen.