Zunächst gab Professor Hausjell einen historischen Überblick, denn Lügenpresse ist "nichts Neues", also kein Phänomen unserer Zeit. Medien hatten in der Vergangenheit schon oft "Glaubwürdigkeitskrisen" zu bewältigen. Beispiels-weise hatten in der Zeit des autoritären Ständestaates die Gegner des Regimes natürlich kein Vertrauen in die Medien des Ständestaates, da ihre eigenen Medien verboten wurden. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden diverse Medien für deren Propaganda ausgenutzt und viele Menschen fragten sich, was sie wirklich für wahr halten können. Nach dem 2. Weltkrieg hatten daher die Menschen in Österreich kaum Vertrauen in die Medien. Im Jahr 1947 gaben in einer Umfrage 66 Prozent der Befragten an, dass nur die Hälfte davon stimme, was Medien berichten.
Heute zweifeln ebenfalls viele Menschen an den Medien. 44 Prozent halten die Zeitungen "Standard" oder "Presse" für glaubwürdig, 25 Prozent schenken anderen Zeitungen wie "Krone", "Heute" oder "Österreich" ihr Vertrauen. Kritisches Hinterfragen von Medien ist gut. Immer gilt es, zwischen Medien, die qualitätsvoll berichten, und Boulevardblättern zu unterscheiden.
Wie glaubwürdig ein Medium ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Glaubwürdigkeit leidet unter unprofessioneller Recherche und Fehlern. Unethisches Handeln von Journalisten nehmen Leser oft sehr übel. Die Objektivität von Medien ist kaum noch gegeben, wenn diese von Inserenten abhängig sind und diese Einfluss auf das redaktionelle Umfeld haben.
Auch äußere Einflüsse wirken sich auf das Vertrauen in Medien aus: beispielsweise wenn das Publikum aufgrund von Vorurteilen eine Geschichte einfach nicht glauben will. Oder in sozialen Netzwerken kommen uns durch diverse Filtereinstellungen oft nur Informationen zu, die unseren Interessen entsprechen, und so erscheinen viele andere Berichte einfach nicht glaubhaft. Ebenfalls lasten der politische Missbrauch der Medien und der Ruf der "Lügenpresse" auf diesen. Vermehrt leiden Qualitätsmedien unter PR-induzier-ter Berichtaufnahme, was Politiker aktuell immer öfter nützen.
Zuletzt erläuterte Prof. Hausjell die Bedeutung des Journalismus für eine leben-dige Demokratie. Journalismus spielt eine wichtige Rolle, damit sich Menschen eine eigene Meinung über Parteien bilden können. Gerade vor Wahlen fragen sich viele, welcher Partei sie ihr Vertrauen schenken sollen. Medien haben große Verantwortung für die Meinungsbildung - nicht nur in der Politik. Wir brauchen Medien für ein faires Ausverhandeln der Interessen einer Gesellschaft. Dazu ist es nicht nötig, dass alle den Medien vertrauen, dennoch muss der Staat einen guten Rahmen für Medien schaffen, dass sie optimal arbeiten können.
Abschließend war noch Zeit für Fragen aus dem Publikum, bei denen Prof. Hausjell noch die Zuhörerinnen und Zuhörer an seinem umfassenden Wissen teilhaben ließ.
Wünschenswert ist laut Prof. Hausjell mehr Medienbildung in der Schule, um darüber zu erfahren, welchen Medien vertraut werden kann und was als Leserin/Leser beachtet werden soll, wenn uns eine Information in einer Zeitung oder in einem sozialen Netzwerk zufliegt. Wichtig ist es, auf die Quellen von Texten und Fotos zu achten. Prof. Hausjell gab noch den Tipp, immer Informa-tionen von mindestens zwei verschiedenen Medien (Zeitungen) zu beziehen, die nicht "aus der gleichen Ecke" kommen, also nicht vom gleichen Herausgeber, Konzern usw. veröffentlicht werden, um sich selbst eine möglichst umfangreiche Meinung zu bilden.
Fake News-Vortrag
Audimax FH Hagenberg - 20.04.2018
Beinahe tagtäglich hören wir von so genannten "Fake News", die von diversen Medien, oft als "Lügenpresse" bezeichnet, verbreitet werden. Zu diesem aktuellen Thema sprach Univ.-Prof. Dr. Fritz Hausjell, Professor am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft in Wien, den der Zweigleiter des Hagenborgs eingeladen hatte. Alle Schülerinnen und Schüler der sieben Klassen des K-Zweiges, die 7la, Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtgegenstandes Journalismus und mehrere Lehrkräfte hatten sich dazu am 20. April 2018 in den Audimax-Saal der FH Hagenberg eingefunden.
Benedikt Fröhlich, 8k
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